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"Klassenzimmer voll vernetzt?!"

22.11.19, 10:20
Eva Weingärtner

„Klassenzimmer voll vernetzt?! – Digitalisierung in Schule und Unterricht“ – so lautete das Thema des Elternforums der KED in NRW (Katholischen Elternschaft Deutschlands, Landesverband). Rund 60 Interessenten nahmen an der Veranstaltung in der Erzbischöflichen Liebfrauenschule in Köln teil, um zu erfahren, wo in Zukunft die Schwerpunkte beim Einsatz digitaler Medien gesetzt werden müssen und welche unterschiedlichen Positionen die eingeladenen Referenten vertreten. Eingeladen dazu waren Ralf Lankau, Professor für Mediengestaltung und Medientheorie, Offenburg, sowie Volker Jürgens und Ulrich Sawade vom Didacta Verband.

 

 

Andrea Honecker, Vorsitzende KED in NRW, begrüßte alle Zuhörer zum Elternforum und verwies darauf, dass die Digitalisierung in Bildung und Erziehung gegenwärtig zu vielen Diskussionen anregt. „Deshalb hat die KED in NRW dieses kontrovers diskutierte Thema mit dem Elternforum aufgegriffen“, sagte sie. Gerade die Generation der Digital Natives brauche Mediennutzungskonzepte und Rahmenbedingungen für einen angemessenen Umgang. Dem pflichtete Andrea Gersch, stellvertretende Abteilungsleiterin des Erzbistums Köln und Schulrätin für Grundschulen, in ihrer Begrüßung bei. Die Digitalisierung erlaube es den Kindern und Jugendliche in Wort und Bild an vielen Orten zu sein, sich überzeitlich mitzuteilen, die Grenzen von Raum und Zeit zu transzendieren sowie die Existenz eines digitalen Ichs neben dem analogen Ich. Umso wichtiger sei eine verantwortungsvolle Mediennutzung sowie die Förderung einer authentischen Persönlichkeitsentwicklung, schlussfolgerte sie. Begrüßungsworte gab es auch von Andreas Holtmann, stellvertretender Schulpflegschaftsvorsitzender. Mit dem provokant formulierten Satz „Heute ist es Aufgabe von Schule Kinder von der Digitalisierung fernzuhalten“, stieg Professor Ralf Lankau in seinen Vortrag „Digitalisierung als De-Humanisierung von Schulen oder Vom Unterrichten zum Vermessen. Bildungseinrichtungen unter dem Diktat von Betriebswirtschaft und Datenökonomie“ ein, der seinen Standpunkt widerspiegelte. 

Seine Kernaussagen waren, dass wir uns auf die wahre Bildung und Erziehung konzentrieren sollen, nicht auf die automatisierten Schulen. Schule und Unterricht müssen wieder vom Menschen und seinen Lernprozessen her gedacht werden. Digitalisierung der Schule bedeutet, dass Daten von Schülern („Learning Analytics“) gesammelt werden. Programme wie Antolin zur Leseförderung und Zahlenzorro weisen in ihren AGBs darauf hin. Es gibt keine Studie, die belegt, dass es einen Nutzen bzw. Mehrwert in Schule bei der Digitalisierung gibt. Laut Professor Lankau führt die Digitalisierung zu einem reinen Frontalunterricht und gesundheitlichen Folgen (u.a. Stress, Suchtverhalten, Konzentrations-, Motivationsstörungen). Lehrinhalte werden von der Technik bestimmt. 

Dem gegenüber gaben Volker Jürgens und Ulrich Sawade einen Einblick, wie die Umsetzung der Digitalisierung an Schule, für die die bisher bereit gestellten Mittel ihrer Ansicht nach bei weitem nicht ausreichen, erfolgen kann. Wichtig für sie ist ein Medienkonzept an Schule, Technologiepaten für die Umsetzung, ein unbegrenzter Support, ein Schulnetzwerk und die Datensicherheit, die steuerbar ist. Der Prozess der digitalen Schulausstattung bzw. der Digitalpakt beschreibt die Rahmenbedingungen, die es braucht, um Schule technologisch auf einen akzeptablen IT-Standard zu bringen. In erster Linie steht für sie jedoch die Medienkompetenz der Lehrkräfte, die entsprechend aus- bzw. fortgebildet werden müssen, um wiederrum die Schüler im Umgang mit der Technologie auszubilden. Dies beinhaltet eine sinnvolle Einbindung der Medien. 

Den Impulsvorträgen folgte eine Podiumsdiskussion mit den Referenten und Bernd Holzum, Lehrer an der Liebfrauenschule, moderiert von Inge Michels, Journalistin und Autorin aus Bonn, an der sich die Zuhörer aktiv beteiligten sowie sich den unterschiedlichen Standpunkten der Referenten anschlossen. Diese wurden noch einmal klar herausgestellt:  Für Professor Lankau ist die aktuelle Fixierung auf die Medientechnik kontraproduktiv, für Bernd Holzum ist „die Kreidezeit auch in Zeiten der Digitalisierung und dem an der Schule stattfindenden diesbezüglichen Kompetenztraining nicht vorbei“, und für Volker Jürgens und Ulrich Sawade macht es Sinn, die Technik als Werkzeug einzusetzen unter der Voraussetzung der Medienkompetenz von Lehrern, Schülern, aber auch Eltern. Im Anschluss gab es noch einen Blick in die Praxis, bei dem Schüler der Liebfrauenschule und Bernd Holzum den Einsatz von digitalen Medien wie eines Activeboards vorstellten.